Kunststoffrecycling auch von Industriebehältern wird immer wichtiger

Durch funktionierende Recycling-Kreisläufe und neue Recycling-Technologien kann die Menge und Art an recyceltem Kunststoff enorm gesteigert werden. Auch Industriebehälter werden zunehmend aus Rezyklat hergestellt.

Effektives Kunststoffrecycling ist eine der größten Herausforderungen, der wir uns dringend stellen müssen. Unmengen an Plastikmüll landet tagtäglich in der Natur, auf Halden, in den Weltmeeren und nicht zuletzt als Mikroplastik in unseren Nahrungsketten. In den Ozeanen treiben riesige Müllteppiche. Ein Beispiel dafür ist der Große Pazifik-Müllstrudel (Eng: Great Pacific Garbage Patch), der mittlerweile dreimal so groß wie Frankreich ist und 1,8 Billionen Plastikteile umfasst – 250 für jeden Erdbewohner. Es ist die größte Müllhalde unseres Planeten. Diese Tatsache unterstreicht nochmals die Bedeutung der Etablierung von gut funktionierenden Recyclingsystemen und einer effektiven Wiederverwertung.

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In Deutschland werden nur 16 Prozent des Kunststoffmülls recycelt

Laut Zeit Online werden in Deutschland gerade einmal 16 Prozent des Kunststoffmülls recycelt (1). Weltweit sind es noch weniger, was aus dem "Plastic Atlas 2019" (2) des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (Bund) und der Heinrich-Böll-Stiftung hervorgeht. Laut der Studie sind die "offiziellen Recyclingquoten in Deutschland relativ hoch - sie lagen 2016 laut der Untersuchung bei 45 Prozent. Diese Zahlen beziehen sich aber nur auf die Anlieferung bei Recyclingunternehmen, nicht aber auf die wirklich recycelte Gesamtmenge." Zudem nutzen Hersteller für ihre Produkte bisher eher neuwertigen Kunststoff als Rezyklat, das häufig nicht so rein ist. Der niedrige Preis für Neukunststoff und das teure Sortieren und Aufarbeiten von gebrauchtem Kunststoff haben in Europa dazu geführt, dass ein Großteil des Plastikmülls nach Übersee verschifft wird. Deutschland ist demnach – nach den USA und Japan – der weltweit drittgrößte Exporteur von Plastikmüll. Die bisher wichtigsten Importländer China und Malaysia haben mittlerweile allerdings einen Importstopp verhängt oder die Abnahmemengen extrem beschränkt. Die Verfasser der Studie bezeichnen die Verseuchung des Planeten mit Plastik als eine der größten Umweltkrisen. "Die Produktion von Kunststoffen bis 2050 wird bei den derzeitigen und prognostizierten Wachstumsraten einen Ausstoß von 52,5 Gigatonnen Kohlendioxid verursachen. Kunststoffe allein könnten somit zwischen zehn und 13 Prozent des gesamten Kohlenstoffbudgets verbrauchen, das die Weltbevölkerung einhalten muss, um die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen", schreiben die Autoren des Plastic Atlas 2019.

Funktionierende Kreisläufe und neue Technologien sind dringend notwendig

Es ist also dringend an der Zeit, dass wesentlich mehr Kunststoff wirklich recycelt und für neue Produkte wiederverwendet wird. Dazu müssen die Recycling-Kreisläufe wirklich und auch weltweit funktionieren. Für das Recycling von Kunststoffen müssen zudem neue effektive Verfahren entwickelt werden, sodass Hersteller gerne auf Granulat aus recyceltem Kunststoff zurückgreifen.

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Vielfalt an recycelten Kunststoff-Rohstoffen nimmt zu

Auch wenn das Problem des Müllexports immer noch gerade auch in Deutschland existiert, wird auf dem Markt heute eine wesentlich größere Vielfalt an Rohstoffen (Mahlgüter und recyceltes Material) angeboten, als noch vor zehn Jahren. Unternehmen haben früher nur den eigenen Produktionsabfall oder Kundenrückläufer eingemahlen und das Material direkt wiederverwendet. Hierbei spricht man dann von Mahlgut.

Bei Regeneraten spricht man von recyceltem Kunststoff welches erst gemahlen und dann eingeschmolzen wird. Alternativ wird das Material sortiert, eingeschmolzen, additiviert und neu compoundiert. Unter Compoundierung versteht man die Beimischung von Zuschlagstoffen (Füllstoffe, Additive, etc.) zur Erzielung erwünschter Eigenschaftsprofile. Je nach Herkunft unterscheidet man post-consumer und post-industrial Rohstoff. Der post-consumer Rohstoff stammt meist aus der „gelben Tonne“ (Duales System Deutschland) und muss aufgrund der Vielzahl der verschiedenen Kunststoffe und Zustände aufwendig aufbereitet werden. Dazu gehören sortieren, mahlen, reinigen und entaromatisieren. Hier gibt es allerdings bereits große Fortschritte. Der post-industrial Rohstoff ist meist relativ homogen, womit dessen Eigenschaften gut definiert sind.

Neue Verfahren für das Kunststoffrecycling

Es gibt bereits Firmen, die das komplizierte Kunststoffrecycling (meist von Polyethylen (PE) und Polypropylen (PP)) und das Compoundieren von post-consumer Wertstoffen perfektioniert haben, sodass marktgerechte Kunststoff-Rezyklate angeboten werden können. Denn die Herstellung von Kunststoff muss nicht auf Rohöl basieren. Mit der präzisen Sortierung sowie der optimierten Trennung, Entgasung und Filtrierung kann eine besonders hohe Reinheit der Kunststoffgranulate beim Recycling erzielt werden. Durch spezielle Rezepturen und Verfahren lassen sich diese in puncto Fließfähigkeit, Stabilität, UV- und Hitzebeständigkeit oder Farbgebung nach Wunsch anpassen. Die Nutzer bzw. die Hersteller von Kunststoffprodukten können zudem das Umweltsiegel „Blauer Engel“ beantragen und sich damit positiv vom Wettbewerb abheben. Bei der Herstellung der Rezyklate werden erhebliche Mengen Treibhausgase eingespart und zudem wird durch die Nutzung als langlebiges Kunststoffprodukt Upcycling betrieben. Aus billigen Einwegartikeln entstehen so hochwertige Artikel, die aufgrund ihrer Langlebigkeit viele Einwegprodukte ersetzen.

Geforscht wird momentan am chemischen Recycling, was das Recycling von Kunststoffen, für die heute Recyclinglösungen oder Kapazitäten fehlen, ermöglicht und somit das werkstoffliche Recycling ergänzt. Kunststoffabfälle werden z. B. durch thermochemische Prozesse, Hydrolyse oder Solvolyse in Rohstoffe oder Monomere umgewandelt. Das dabei entstehende Ausgangsmaterial kann für die Herstellung neuer Kunststoffe verwendet werden. Mit dem Projekt ChemCyclingTM (3) will BASF SE (Ludwigshafen) Produkte aus chemisch recycelten Kunststoffabfällen im industriellen Maßstab herstellen. Dazu werden Altkunststoffe verwendet, die sich werkstofflich schwer recyceln lassen. Beispiele sind verunreinigte Kunststoffe, mehrschichtige Lebensmittelverpackungen oder Verbundkunststoffe für die Automobil- und Bauindustrie. Bei der Methode werden durch thermochemische Verfahren Kunststoffabfälle in Rohstoffe (Pyrolyseöl) umgewandelt. Daraus lassen sich hochqualitative Kunststoffe beispielsweise für Verpackungen herstellen.

Upcycling mit BITO-Boxen

Bei der Mehrwegnutzung muss unbedingt sichergestellt werden, dass der Recyclingkreislauf ‑ wie bei BITO-Mehrwegbehältern ‑ wirklich ordnungsgemäß abläuft. Die BITO-Boxen sind aus umweltfreundlichem recyclebarem Kunststoff (PP-Granulat) gefertigt und verursachen zudem am Ende ihres Lebens keinen unnötigen Müll, sondern werden eingemahlen und aus dem Mahlgut werden anschließend neue Artikelproduziert. Es existieren vielfältige Möglichkeiten, um Mehrweg- sowie Pfandsysteme mit passenden Kunststoffbehältern aus hochwertigem recyceltem Material zu realisieren. BITO- Mehrwegboxen sind extrem langlebig. Auf jede Box erhält der Kunde eine Garantiezeit von fünf Jahren. Der Mehrwegbehälter MB schafft statistisch gesehen über 300 Umläufe. D. h. es werden 300 Einwegverpackungen pro Behälter eingespart. Für die Behälter existiert ein geschlossener Rohstoffkreislauf. BITO verwendet auf Wunsch auch aufbereitete Recycling-Kunststoffe aus dem Dualen System Deutschland (DSD, Der Grüne Punkt, Gelbe Tonne) und hilft damit den Anteil der Plastikabfälle, die rohstofflich verwertet werden, zu erhöhen. Mit diesen BITO-Behältern betreiben Sie besonders umweltfreundliches Upcycling.

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Literatur:

1 Nur ein Bruchteil des Plastikmülls wird wiederverwendet, Zeit Online, 6.6.2019, zum Artikel

2 Plastic Atlas 2019, Facts and figures about the world of syntetic polymers, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (Bund) und Heinrich-Böll-Stiftung, Berlin, 2019, Download

3 ChemCycling: Henkel und Alpla präsentieren besondere Perwoll-Flasche, Packaging Journal, 21. Oktober 2019, zum Artikel

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