Farbgestaltung und Ergonomie im Lager
Farben können eine positive Wirkung auf die menschliche Psyche haben. Eine gut durchdachte ergonomische Farbgestaltung kann die Motivation der Mitarbeiter steigern und das Allgemeinbefinden verbessern.

Die Themen Ergonomie im Lager und am Arbeitsplatz sowie Arbeitssicherheit werden unter dem zunehmenden Arbeits- und Wettbewerbsdruck immer bedeutender. Dabei ist immer mehr auch die Farbgestaltung von Arbeitszimmern, Arbeitsbereichen und Lagerhallen von großem Interesse. Farben können im Unternehmen in vielen Bereichen sehr nützlich und gewinnbringend eingesetzt werden. Einerseits können z. B. Arbeits- und Gefahrenbereiche gekennzeichnet und damit Unfälle verhindert werden, andererseits kann die positive psychologische Wirkung der Farben (und des Lichts) auf die menschliche Psyche genutzt werden.
Bedeutendes Thema in der Arbeitswelt: Ergonomie
Das Thema Ergonomie beschäftigt in Deutschland u. a. Universitäten und Fachhochschulen, die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAUA) "Fachgruppe 2.3 Human Factors, Ergonomie", den VDI und den DIN-Normenausschuss Ergonomie (NAErg). Laut BAUA wird Ergonomie als "Theorie, die Prinzipien, Daten und Methoden auf die Gestaltung von Arbeitssystemen anwendet mit dem Ziel, das Wohlbefinden der Menschen und die Leistung des Gesamtsystems zu optimieren“, definiert. Ergonomie wird häufig als Teildisziplin des Arbeitschutzes angesehen (1).
Die Magie der Farben
Eine gut durchdachte ergonomische Farbgestaltung kann nicht nur die Motivation der Mitarbeiter steigern, das Allgemeinbefinden verbessern und suboptimale Arbeitsbedingungen positiv beeinflussen. Sie kann auch die Sicherheit im Lager erhöhen, Orientierung schaffen und sogar die Energiekosten und somit den CO2-Ausstoß senken.
Häufig wird Farbe - vielleicht aus Angst vor Fehlern bei der Farbgestaltung - zumindest bisher noch spärlich eingesetzt. Tatsächlich kann ein gut in Farbgestaltung und der psychologischen Wirkung von Farbe ausgebildeter Experte/ Expertin die Magie der Farbe erst richtig zum Ausdruck bringen. Bei der Gestaltung muss man immer bedenken, dass Farbe und Beleuchtung untrennbar miteinander verbunden sind. Der Farbton und die Stärke sowie die Verteilung des Lichts können das Farbklima bzw. die psychologische Farbwirkung entscheidend verändern. Zudem kommt, dass die Farbwirkung aufgrund persönlicher Präferenzen nicht für jeden Mitarbeiter gleich ist.
Prinzipien der Farbpsychologie
Die Grundprinzipien der Fabpsychologie, die heute weitläufig akzeptiert sind, gehen auf den schweizer Psychater Carl Gustav Jung, Begründer der analytischen Psychologie, zurück. Er hat Farben als die Muttersprache des Unterbewussten bezeichnet. Dabei haben Farbtöne eine bestimte Bedeutung, die biologisch oder erlernt ist. Bei der Wahrnehmung des Farbtons wird dieser automatisch durch die Person bewertet, was ein bestimmtes Gefühl und ein bestimtes Verhalten induziert. Dabei ist der Einfluss der Farben automatisch und die Bedeutung des Farbtons zudem vom Kontext abhängig. Auch wenn die Farbwirkung recht individuell ist und u. a. von der jeweiligen Person, deren Herkunft und kulturellen Hintergrund abhängt, können die Farbtöne bestimmte "biologische" Grundstimmungen erzeugen. Daher werden Farben grundsätzlich in warme (Gelb, Rot und Orange) und kalte Farben (Blau, Lila, Grün) unterteilt. Dabei korrespondieren warme Farben mit Gefühlen wie Geborgenheit und Wärme (negatives Spektrum: Aggressivität und Feindseligkeit) und kalte Farben mit Ruhe, Konzentration und Gelassenheit (neg. Spektrum: Traurigkeit).
Farbgestaltung am Arbeitsplatz
Wände, die grün oder blau gestrichen sind, können bei Mitarbeitern am Arbeitsplatz ein Gefühl von Ruhe und Entspannung auslösen (2). Grün wirkt entspannend auf die Augen und kann Angst und Stress reduzieren. Blaue Wände reduzieren bei den Mitarbeitern den Stress und senken Blutdruck und Herzrate. Darüberhinaus zeigen Untersuchungen, dass die Produktivität der Mitarbeiter am Arbeitsplatz steigt. Wenn Sie in Ihrem Unternehmen Glück und Zufriedenheit durch Farben erzeugen wollen, streichen Sie Ihre Wände besser gelb und orange. Diese beide Farben werden mit Sonne assoziiert. Die Farben dürfen dabei nicht zu hell sein, sonst wird ein Gegeneffekt erzeugt. Hunger, Wut, Frustration, Augenermüdung und Irritation können im schlimmsten Fall getriggert werden. Rot sollte nur spärlich eingesetzt werden, um die Ergonomie am Arbeitsplatz zu erhöhen, da neben positiven Gefühlen wie Liebe und Leidenschaft auch negative Gefühle wie Gefahr ausgelöst werden können. Rot sollte als Sekundärfarbe mit einer anderen Hauptfarbe kombiniert werden. Rosa ist für den Arbeitsplatz im Unternehmen eher nicht geeignet, da er große Entspannung und Gemütlichkeit erzeugt. Das könnte allerdings die Arbeit und Produktivität im Unternehmen negativ beeinflussen. Weiß schafft eine Atmosphäre von Sterilität und Sauberkeit und ermüdet aufgrund verstärkter Reflexion die Augen der Mitarbeiter schnell.
Generell wirken helle Farben freundlich und aufheiternd. Dunkle Anstriche haben den umgekehrten Effekt und werden häufig mit bedrückenden und entmutigenden Gefühlen assoziiert. Bei der Gestalung von Hallen und Arbeitsplätzen bzw. -räumen in der Produktion und im Lager und auch im gesamten Unternehmen sollten die Farben von oben nach unten dunkler werden. Große Flächen erscheinen durch Pastelltöne weniger mächtig. Weitere Tipps zur Ergonomie am Arbeitsplatz, Farbtönen, Licht und Farbgestaltung erhalten Sie z. B. bei der Berufsgenossenschaft Holz und Metall (BGHM, 3).
Die gelungene Farbgestaltung eines Logistikzentrums kann beim dm-drogeriemarkt, Kombi-Verteilzentrum Weilerswist (4) bewundert werden. Bei dem Projekt stand die Gestaltung von ergonomischen Arbeitsplätzen für die rund 1000 Mitarbeiter des Logistikzentrums im Mittelpunkt der Designaufgabe. Durch die Farbgestaltung sollte die Monotonie der hochautomatisierten Arbeitsprozesse durchbrochen werden und Vielfalt, Aufmerksamkeit auch bei Routineaufgaben und eine größtmögliche Lebensqualität bei der Arbeit geschaffen werden.
Markierungen und Kennzeichnungen mit Farbe
Ein weiteres Feld für Farbdesign und die Wirkung von Farben ist der Einsatz von Bodenmarkierungen und Kennzeichnungen, um Ordnung und Sicherheit im Lager, in der Produktion und am Arbeitsplatz zu schaffen. Der Gestaltungsmöglichkeit sind hier kaum Grenzen gesetzt, da es kaum gesetzliche Vorschriften gibt. Dabei werden unterschiedliche Farbtöne für verschiedene Aufgaben bei der ergonomischen Arbeitsplatzgestaltung eingesetzt. Weiß wird beispielsweise für die Kennzeichnung von Verkehrswegen sowie Fahr- und Gehwegen genutzt, da die Farbe besonders gut sichtbar ist (5). Dadurch werden Unfälle der Mitarbeiter bei der Arbeit reduziert. Für Fluchtwege kann hell und auffallendes Orange für die leichte Orientierung eingesetzt werden. Für die Sicherheit bei der Arbeit ist es besonders wichtig, Sperrzonen in der Produktion und im Lager zu kennzeichnen. Hier eignet sich besonders Rot als Signal- und Warnfarbe. Für Anlieferbereiche und für Abholbereiche von Waren in Logistikzentren wird häufig Blau zur Kennzeichnung verwendet. Daher wird dieser Farbton meist schon mit Logistikzonen assoziiert. Eingrenzungen für einen ergonomischen Arbeitzplatz an Maschinen in der Produktion sind meist in Schwarz gehalten. Passend zu den schwarzen Maschinenkennzeichnungen werden graue Bodenmarkierungen für Material-Bereitstellungsplätze in der Produktion zur Weiterverabeitung durch die Maschinen genutzt. Wenn Mitarbeiter arbeiten, müssen diese unbedingt vor Gefahrenstellen am Arbeitsplatz gewarnt werden. Der Gesetzgeber schreibt hier Sicherheitsmarkierungen nach ASR A1.3 (Arbeitsstättenregelung, 6) vor. Dauerhafte Gefahrenstellen werden demnach durch gelbe und schwarze Streifen gekennzeichnet. Temporäre Gefahrenstellen werden mit roten und weißen Streifen markiert. Sicherheitskennzeichnungen können mit Markierungssprays, -farbe oder durch Bodenmarkierungsbänder (Breite 5 cm) vorgenommen werden.
Haben Sie weitere Fragen zur ergonomischen Arbeitsplatzgestaltung, ergonomischen Arbeitsmitteln, Licht- und Farbwirkung, Kennzeichnung und Markierung, u. v. a. m.? Dann kontaktieren Sie bitte einen unser Lagertechnik-Experten via Online-Formular, Email oder Telefon.
Literatur:
1 BITO Fachwissen, Ergonomie und Arbeitssicherheit im Lager, Link
2 Farbgestaltung am Arbeitsplatz, arbeitsplatzgestaltung.net, Link
3 Berufsgenossenschaft Holz und Metall (BGHM), Link
4 Farbräume für Menschen 08, STOLLSTEINERart&business, Link
5 Ratgeber Farbkonzept Bodenmarkierung, Link
6 ASR A1.3 Sicherheits- und Gesundheitsschutzkennzeichnung, Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAUA), Link