Top-Trends in der Logistik 2024+

DHL hat in seinem neusten 6. Logistics Trends Radar insgesamt 40 enorm prägende Zukunftstrends in den Bereichen "Social and Business" und "Technology" evaluiert.

Die Logistikbranche wird nach wie vor durch starke umwälzende Kräfte und Megatrends wie Klimawandel, Covid-19, Krieg, Verstädterung, u. a. geprägt. Dadurch wird die Geschwindigkeit der Logistik-Transformation ungemein erhöht. DHL hat in seinem neusten 6. Logistics Trends Radar (1) insgesamt 40 Trends in den Bereichen "Social and Business" und "Technology" evaluiert, die in den nächsten Jahren einen großen Einfluss auf die Logistik und die Lieferketten haben werden. Demnach sind Trends, die sich bereits manifestieren und einen enormen Einfluss auf die Supply Chains haben werden, im Bereich "Social and Business" Omnichannel-Logistik, Digitale Marktplätze, Diversifizierung der Lieferketten, Kreislaufwirtschaft, Nachhaltigkeit und Dekarbonisierung. Im Technologie-Bereich sind es die Big Data-Analyse, Edge Computing, stationäre Robotik, Fahrerlose Transportfahrzeuge (FTS) für die Intralogistik, autonome Fahrzeuge für den Außenbereich und alternative Energielösungen. Trends und Herausforderungen, die die Transformation von Lagerhaltung und -betrieb beeinflussen, werden in der Warehouse Vision Study (2) der Zebra Technologies Corp. tiefergehend analysiert. Im Folgenden wird auf einige dieser Trends eingegangen. 

Krisen führen zur Diversifizierung der Lieferketten

Die Pandemie und der Russisch-Ukrainische Krieg haben die Logistikbranche gelehrt, wie wichtig resiliente Supply Chains und Supply Chain Management sind (3). Ein wichtiger Faktor bei der Steigerung der Resilienz ist das Thema Diversifizierung der Lieferketten. Durch die Auswahl von alternativen Lieferanten und die Erweiterung des Fertigungs- und Vertriebsnetzwerkes lässt sich die Resilienz, Agilität, Reaktions- und Wettbewerbsfähigkeit der Supply Chain steigern. Begleitende Konzepte sind dabei das "Multisourcing" und "Multishoring". Multishoring meint hier die Zusammenarbeit mit vielen z. T. konkurrierenden Lieferanten. Beim Multishoring wird darauf Wert gelegt, dass die Lieferanten aus unterschiedlichen Ländern kommen. Während der Coronakrise hat sich die starke Abhängigkeit von chinesischen Lieferanten sehr negativ ausgewirkt und zu Störungen bei der Lieferfähigkeit geführt. Durch die digitale Transformation ist die Bildung von effizienten, globalen Lieferantenplattformen und -netzwerken sowie ein dezidiertes Supply Chain Management möglich. 

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Kreislaufwirtschaft und Dekarbonisierung

Obwohl die Nachhaltigkeit gesellschaftlich einen hohen Stellenwert einnimmt, werden laut DHL von weit über 100 Milliarden Tonnen verbrauchter Materialien nur 8,5 Prozent recycelt und wieder in den Kreislauf zurückgeführt. In Zukunft soll durch die weltweite Stärkung des Themas Kreislaufwirtschaft der Anteil der vollständig recycelten Produkte der Unternehmen massiv gesteigert werden. Schon beim nachhaltigen Design der Produkte wird der gesamte Produktlebenszyklus betrachtet und alle Materialien und Bauteile bereits für ein Recycling und die Rückführung in die Kreislaufwirtschaft vorgesehen. Rund 80 Prozent der Umweltauswirkungen eines Produkts werden schon beim Design festgelegt (4). Die bestehenden Materialien und Produkte werden so lange wie möglich wiederverwendet, repariert, aufgearbeitet, geteilt, geleast und letztendlich recycelt, sodass der Lebenszyklus der Produkte maximal verlängert wird. Auf diese Weise werden auch die Abfälle auf ein Minimum reduziert. Im Gegensatz zur Wegwerfwirtschaft werden in der Kreislaufwirtschaft auch die gesamten jährlichen Treibhausgasemissionen reduziert. Industrielle Prozesse und Produktnutzung verursachen laut der Europäischen Umweltagentur 9,1 Prozent der Treibhausgasemissionen in der EU. Die Abfallbewirtschaftung erzeugt 3,32 Prozent. Bereits im März 2020 veröffentlichte die Europäische Kommission den Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft, der Vorschläge für eine nachhaltigere Produktgestaltung enthält und das Abfallaufkommen reduzieren soll. 

Unter dem Top-Thema Dekarbonisierung versteht man die Schaffung einer kohlenstofffreien und klimaneutralen Wirtschaft bis 2050. Die Grundlage für die Dekarbonisierung ist die Abkehr von fossilen Brennstoffen und die Nutzung von kohlenstoffarmen alternativen Energien. Besonders energieintensive Branchen und Unternehmen in der Stahl- und Glaserzeugung, Baustoffherstellung, etc. müssen schleunigst auf kohlenstofffreie Energieträger umstellen. Wichtige Meilensteine der Dekarbonisierungs-Politik sind das Pariser Klimaabkommen von 2015 und der sog. „European Green Deal“. Demnach sollen die Unternehmen, die Industrie und die gesamte Wirtschaft der EU bis 2050 klimaneutral sein (5, 6). Zweidrittel der CO2-Emissionen der Unternehmen und der Industrie stammen aus der Nutzung fossiler Energieträger und können daher durch die Umstellung auf treibhausgasneutrale Energien beseitigt werden (7). 

Edge Computing bewältigt Big Data vor Ort

Beim Edge Computing findet die Datenverarbeitung direkt oder nahe bei einer bestimmten Datenquelle (Edge of the Network) statt. Daten werden also nicht in einem weit entfernten Rechenzentrum verarbeitet (8). Das Thema bezieht sich auf die Dezentralisierung der IT-Architektur, die durch das Internet der Dinge (IOT), Mobile Computing und 5G-Netzwerk möglich wird. Die Vorteile des Edge Computing sind, dass Unternehmen Erkenntnisse aus der umfangreichen Datenanalyse fast in Echtzeit mit geringerer Latenz und Cloud-Server-Bandbreite gewinnen können. Zudem ist eine sehr viel kleinere IT-Infrastruktur nötig, als beim herkömmlichen Cloud Computing. Durch Industrie 4.0 und die Vernetzung aller Maschinen, Anlagen, Cyberpysischen Systeme, etc. via IOT werden in Zukunft immer größere Datenmengen entstehen, die direkt vor Ort durch Edge Computing im Unternehmen verarbeitet werden müssen. Es ist schlichtweg nicht praktikabel, solche Datenmengen über das Internet an entfernte Cloud Computing-Rechenzentren zu senden. So ganz nebenbei entsteht so sogar noch eine zusätzliche Sicherheitsebene. Edge Computing kann jetzt und in Zukunft für viele Zwecke auch in der Logistik eingesetzt werden, wie z. B. bei miteinander agierenden Lagerrobotern, in der Vernetzung von verschiedenen Unternehmensbereichen wie Lager und Produktion, bei autonomen Fahrzeugen, im Predictive Maintenance, u. v. a. m.. Im Grunde genommen ist Edge Computing überall da sinnvoll, wo große Datenmengen (Big Data) in Echtzeit anfallen. Der Edge Computing-Markt soll gemäß dem Beratungsunternehmens ISG jährlich um 30 Prozent zunehmen. 

Robotik und FTS in der Intralogistik steigern Effizienz

Das unglaubliche Wachstum des E-Commerce (9) und die enorme Steigerung der Konsumentennachfrage erfordert eine zunehmende Digitalisierung und Automatisierung sowie Steigerung der Effizienz der intralogistischen Prozesse und Lieferketten. Die Digitalisierung und Automatisierung mit den begleitenden Technologien wie 5G, IOT, Künstliche Intelligenz (KI), Edge Computing wird nicht nur die Logistikbranche vollständig transformieren. In der Intralogistik werden immer mehr Arbeiten durch FTS und stationäre Roboter übernommen. Mobile Roboter für den Innenbereich umfassen FTS (Automated guided vehicles, AGVs) und Autonome Mobile Roboter (Autonomous mobile robots, AMRs). AMR sind fortschrittlicher als FTS, nutzen die Wegeplanung in Echtzeit und können Hindernisse freier und leichter umfahren. Sie werden beispielsweise in der Kommissionierung oder auch für Transportaufgaben eingesetzt. Bis 2023 soll der Markt für AMR um 31 Prozent jährlich wachsen. Sobald Mobile Roboter für den Innenbereich in großem Umfang eingesetzt werden können, werden sie ihr enormes Potenzial bei der Kostensenkung und Effizienzsteigerung unter Beweis stellen und die Branche enorm transformieren. 

Mit der rasanten Entwicklung der KI-Technologie und der Sensortechnik werden stationäre Roboter wie kollaborative Roboter (Cobots) und Industrieroboter immer vielfältiger und vielseitiger. Erwartet wird, dass in Zukunft eine zunehmende Arbeitsteilung zwischen Menschen und Cobots existieren wird. Roboter werden natürlich meist in sich wiederholenden, gleichbleibenden Prozessen eingesetzt. Die Frage ist, wie Innovationen im Bereich der Künstlichen Intelligenz die Arbeitsfelder erweitern werden. KI wird besonders auch in der Objekterkennung eingesetzt. Aber auch Felder wie die fähigkeitsbasierte Roboterprogrammierung mittels Datenhandschuh ist ein Thema, das die Zukunft prägen wird (10). 

Top-Thema: Fachkräftemangel

Die digitale Transformation mit all ihren Innovationen wird den Fachkräftemangel nivellieren. Entlang der Supply Chain fehlen jetzt schon viele Arbeits- und Fachkräfte, was aufgrund der geburtenschwachen Jahrgänge in Zukunft noch zunehmen wird. Laut dem Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWI) werden bis zu einem Drittel weniger Erwerbstätige bis zum Jahr 2060 zur Verfügung stehen (11). In der Logistik fehlen z. B. massenhaft Lagerarbeiter, Mitarbeiter in der Disposition, Lkw-Fahrer und IT-Spezialisten. Die Digitalisierung und Automatisierung soll hier vielerorts Abhilfe schaffen. Automatisierte Prozesse und Systeme, Roboter, FTS, Autonome Fahrzeuge, KI und andere Innovationen werden viele Fachkräfte im Lager und entlang der Supply Chain ersetzen. Allerdings wird es noch eine Weile dauern, bis solche Systeme überall zum Standard werden. 

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Whitepaper: Logistik-Megatrends 2024+

In unserem Whitepaper „Logistik-Megatrends 2024+“ werden die entscheidenden Entwicklungen in der Branche detailliert betrachtet.

Literatur 

1 The Logistics Trends Radar 6.0, 25. October 2022, DHL Trend Research, Link 

2 Whitepaper Warehouse Vision Study, Tech that enhances human capabilities and drives modernization, Zebra Technologies Corp, Link 

3 Corona-Pandemie verändert nachhaltig Wirtschaft, Technologie und Logistik, Link 

4 Kreislaufwirtschaft: Definition und Vorteile, Europäisches Parlament, Link 

5 BITO Fachwissen, Nachhaltigkeit und Treibhausgasprotokoll, Link 

6 BITO Fachwissen, Sind CO2-freie Lieferketten möglich? 

7 Dekarbonisierung: Der Weg zur kohlenstofffreien Wirtschaft, EHA Energie-Handels-Gesellschaft mbH & Co. KG, Link 

8 Was ist Edge Computing?, Hewlett Packard, Link 

9 Global E-Commerce Logistics Market will be Worth Over €500bn by 2024, Logistics Brief, Link 

10 KI-basierte Mensch-Roboter-Kollaboration, Mittelstand Digital, Link 

11 Fachkräftemangel Logistik: Viel Transportvolumen mit wenig Mitarbeitern, Januar 2023, E-Commerce Magazin, Link 

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