• Getränkegrosshandel

    Das richtige Lagersystem für den Getränkefachgrosshandel (GFGH) und Getränke-Logistik

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Brancheninfos

Mit einem Umsatzanteil von rund acht Prozent ist die Getränkeindustrie laut Hans-Böckler-Stiftung die drittgrößte Branche der Nahrungs- und Genussmittelindustrie. Im Kern umfasst sie rund 800 Betriebe der Brauwirtschaft (mit mehr als 1400 Braustätten) und mehr als 300 Betriebe im Bereich der Herstellung alkoholfreier Erfrischungsgetränke und Wässer (AfG). Der Getränkefachgroßhandel (GFGH) liefert die erzeugten Getränke als Zwischenhändler an den Einzelhandel ( Lebensmitteleinzelhandel (LEH) und Gastronomie). Charakteristisch für den Getränkemarkt in Deutschland ist dessen große Heterogenität und Aufspaltung in viele lokale und regionale Teilmärkte. Der Einzelhandel ist der vorherrschende Absatzkanal, sein Anteil z. B. am Bierabsatz ist in den letzten Jahren auf rund 80 Prozent gestiegen. Gemäß des Bundesverbands des Deutschen Getränkefachgroßhandels e. V. existierten in 2017 3563 Unternehmen des GFGH mit fast 22 Milliarden Euro jährlichem Umsatz. Mehrwegflaschen werden von den Verbrauchern im Idealfall zum Handel zurückgebracht. Die Flaschen gehen dann über den GFGH zum Hersteller zurück. Dort werden die Flaschen kontrolliert, gereinigt und neu befüllt. Allerdings nehmen Einweg-PET-Flaschen bei den Erfrischungsgetränken kontinuierlich zu.

Auch vor der Getränkeindustrie macht die zunehmende Automatisierung bzw. Industrie 4.0 nicht halt. Zudem verändert sich seit einigen Jahren der Getränkekonsum. Während der Bierkonsum seit Jahren rückläufig ist (aktuell ca.106 Liter pro Kopf und Jahr), hat der Konsum von Wässern zuletzt deutlich zugenommen (ca.149 Liter pro Kopf und Jahr). Auf dem Getränkemarkt herrscht ein großer Preis- und Kostendruck, der durch den veränderten Konsum und die die starke Position des Lebensmitteleinzelhandels (Discounter) erzeugt wird. Der Biermarkt wie auch der AfG-Markt ist in viele lokale bzw. regionale Teilmärkte unterteilt. In den nächsten Jahren ist nicht mit einer umfassenden Konsolidierung zu rechnen, die zu einer stark sinkenden Zahl von Wettbewerbern führen könnte. Eine weitere in den letzten Jahren zu beobachtende Entwicklung ist die Übernahme von Getränke-Produktionsbetrieben durch den LEH. Die Schwarz-Gruppe (Lidl, Kaufland), die 2008 den Mineralbrunnenbetrieb MEG übernommen hat, ist hierfür ein klassisches Beispiel. Ein künftig wachsender Absatzkanal auch für Getränke könnte der Online-Handel durch Discounter sein. Allerdings ist das online angebotene Produktsortiment meist begrenzt und die Lieferung ist aufgrund hoher Logistik-Kosten häufig auf Großstädte und Ballungsräume beschränkt. Der Branche eigen sind die stark saisonal schwankenden Absatzzahlen.

Tourenbereitstellung aus PDS in den LKW
Beschickung des Regals

Trends im Getränkegroßhandel

    • Sich beschleunigende demografische und soziokulturelle Entwicklung führt zu weiteren Veränderungen des Getränkekonsums. Sinkender Konsum an Bier und Säften. Evtl. Sättigung bei Erfrischungsgetränken. Weiteres Wachstum bei Mineralwässern
    • Kontinuierliche Verringerung der Zahl der Getränkehersteller (Wachstum durch Konsolidierung). Wachstumsraten im Export insgesamt zu gering, um Konsumrückgänge im Inland dauerhaft zu kompensieren
    • Anhaltend starker Einfluss auf die Preisgestaltung durch große Marktmacht des Lebensmitteleinzelhandels (LEH)/ Discounter
    • Getränke-Mehrwegsystem gerät wegen des Vormarsches unökologischer Einwegflaschen immer weiter unter Druck
    • Neue Vertriebswege für Getränke (Onlinehandel, Virtuelle Regale des LEH)
    • Umsetzung von Industrie 4.0, Digitalisierung schreitet voran
    • Große Optimierungspotentiale durch Automatisierung und neue Lagertechnik

Anforderungen

Eine Besonderheit der Getränkelogistik ist die starke saisonale Schwankungsbreite der Abnahmemengen bis zu 40 Prozent. Im Sommer wird bedeutend mehr getrunken. Zudem sind sehr kurze Reaktionszeiten von 24 bis 36 h üblich. Dies erfordert ein sehr flexibles und leistungsstarkes Lagersystem. Meist werden auf Basis der aktuellen Stapler- und Kommissionierleistungen, der Vorjahreszahlen, der Feiertage und Wochenenden sowie des Wetterberichts die Einsatzpläne vorbereitet und bereits im Vorfeld Auftragsspitzen geglättet. Alles hängt davon ab, dass die Supply Chain nahtlos funktioniert. Gerade in der Getränkelogistik gibt es ein enormes Optimierungspotenzial. Dazu lassen sich Getränkelager z. B. mit Lagerverwaltungs- und führungssystemen automatisieren. Auch können gesonderte Kommissionierbereiche (mit z. B. Pick-by-Voice-Technologie) bzw. -lager sowie Konsolidierplätze eingeführt werden. Die Getränkepaletten werden häufig in Blocklagern bereitgestellt. Mit Palettendurchlaufregalen (PDR) lassen sich allerdings nicht nur Wareneingang und -ausgang trennen, sondern zudem Palettenplätze gewinnen und die Durchlaufgeschwindigkeit enorm steigern. Am Wareneingang werden die Getränkekisten auf Euro-Paletten per Lkw angeliefert, vom Stapler übernommen und an der Beschickungsseite des Regals längs in einen der Kanäle eingelagert. Die Kanäle sind von der Wareneingangsseite zum Kommissionierbereich hin geneigt. Auf den Rollenbahnen läuft die Einzelpalette in den Kanal und wird dort zusammen mit den anderen Ladungsträgern gepuffert. Brems¬tragrollen sorgen dafür, dass die Paletten kontrolliert aufeinander auflaufen. Meist werden in den PDR Schnelldreher wie verschiedene Mineralwassersorten gelagert. Durch die Trennung von Wareneingang und Warenausgang kommt es nicht zu Störungen im Betriebsablauf. Weder Stapler noch Eingangs- und Ausgangsaufträge kommen sich in die Quere.