Wann eignen sich Verschieberegale im Lager?

Verschieberegale, oder verfahrbare Palettenregale, sind Regalsysteme, die Kompaktlagersysteme sind und trotzdem den direkten Zugriff auf alle eingelagerten Artikel wie Boxen oder Paletten erlauben.

Früher nur aus verstaubten Archiven in Bibliotheken bekannt, entwickelt sich das Verschieberegal zur modernen und effizienten Intralogistiklösung. Eigentlich ist das kein Wunder, denn die Verschieberegale und Verfahrbaren Anlagen sind durch Wegfall der Bediengänge sehr platzsparend und trotzdem bleibt der direkte Zugriff auf alle eingelagerten Artikel wie Boxen oder Paletten bestehen. Zudem sind die ungeheuer vielseitig, da sich in den Regalen auf den Verfahrwägen ganz unterschiedliche Ware lagern lässt. Euro-Paletten, Einwegpaletten, Stahlgestelle, Kunststoffbehälter, kundenspezifische Ladungsträger können leicht ein- und ausgelagert werden. Und auch für Langgut gibt es mit den Verfahrbaren Kragarmregalen interessante Lösungen. Aufgrund dieser Vielseitigkeit werden die Verfahrbaren Anlagen in den verschiedensten Industrien eingesetzt. Vor allem in der produzierenden Industrie als Warenausgangslager sind die Anlagen aufgrund ihres geringen Flächenbedarfs nicht mehr wegzudenken. Auch für Kühl- und Tiefkühllager sind die Anlagen interessant, da sich durch die sehr kompakte Bauweise die Energiekosten wesentlich senken lassen.  Beim Verschieberegalsystem existiert nur eine Regalgasse pro Regalblock, d. h. die Regalzeilen werden verfahren, um eine Gasse zu öffnen. Dies funktioniert mit Elektroantrieb per Knopfdruck an der Anlage oder per Fernbedienung oder automatisiert über eine direkte Ansteuerung der LVS (Lagerverwaltungssoftware). Durch die Reduzierung auf eine Bediengasse entsteht eine große Platzeinsparung bzw. Raumverdichtung bei der Lagerung. 

Vorteile und Nachteile von Verschieberegalen

Zu den Vorteilen der Verschieberegale gehören insbesondere: 

  • Spart Raum und erhöht die Lagerkapazität bis zu ungefähr 85 Prozent, minimiert Betriebskosten 

  • Vielseitig: Alle denkbaren Paletten, Gestelle, kundenspezifische Ladungsträger können eingelagert werden. 

  • Sind in vielen verschiedenen Branchen einsetzbar 

  • Direkter Zugriff auf alle Artikel, kurze Laufwege 

Nachteile von Verschieberegalanlagen: 

  • Langsamere Zugriffszeiten, die allerdings durch gute Planung und Automatisierung der Verschieberegalanlage stark verkürzt werden können 

  • Höhere Investitionen und Wartungskosten im Vergleich zu stationären Regalen 

  • Einhaltung gesteigerter Sicherheitsmaßnahmen bzw. Schulung der Mitarbeiter 

Steigerung der Lagerkapazität bzw. Raumeinsparung

Verschieberegale steigern die Lagerkapazität je nach Anlage um bis zu 85 Prozent auf derselben Grundfläche gegenüber stationären Regalen. Es lassen sich also deutlich mehr Artikel lagern. Soll Lagerfläche eingespart werden, da die Fläche im Lager für etwas anderes benötigt wird, eignet sich das Regalsystem natürlich auch, da der Lagerraum verdichtet wird. Bei einem Neubau des Lagers ist ein rund 60 Prozent geringeres Bauvolumen als bei stationären Anlagen notwendig. Ein spezieller Fall sind Verschieberegale für Kühl- und Tiefkühllager. Da Kühllager extrem teuer im Bau und im Betrieb sind, muss der zur Verfügung stehende Raum vollständig genutzt werden. Hier eignen sich Verschieberegale aufgrund der vorher genannten Vorteile hervorragend. 

Vielseitiger Einsatz

Da alle denkbaren Ladungsträger in den Verfahrbaren Anlagen gelagert werden können, eignen sich die Systeme für alle Branchen. Euro-Paletten, Einwegpaletten, Stahlgestelle, Kunststoffbehälter, kundenspezifische Ladungsträger können leicht ein- und ausgelagert werden. Und auch für Langgut gibt es mit den Verfahrbaren Kragarmregalen interessante Lösungen. Vorrichtungen wie vordere und hintere Lichtschranken, Lichtschranken an den Verfahrwagen und eine entsprechende Steuerung der Anlagen sorgen für höchste Sicherheit. Wegen der hohen Lagerverdichtung eignet es sich insbesondere für Kühl- und Tiefkühllager. Sie führt zu einer besseren Energieeffizienz und damit zu höheren Gewinnmargen. Zudem können auch die Laufwege und manuellen Tätigkeiten für die Mitarbeiter minimiert werden. Verschiebbare Regale werden auch gerne als Langgutlager beispielsweise in der Aluminium- und Baustoffindustrie verwendet. 

Direkter Warenzugriff und kurze Laufwege

Da die Regalzeilen an jeder beliebigen Stelle verfahren und geöffnet werden können, ist der direkte Warenzugriff möglich. Es kann dadurch allerdings ein gewisser Zeitaufwand entstehen. Aus dem gleichen Grund sind evtl. Lauf- bzw. Fahrwege für die Ein- und Auslagerung durch die Mitarbeiter kurz. Allerdings sind verschiebbare Regale nicht für Schnelldreher geeignet, auf die permanent und mit mehreren Bediengeräten gleichzeitig zugegriffen werden muss. Das nötige häufige Verfahren (Verschieben) und Öffnen der Regalzeilen wäre einfach nicht effizient. Folglich ist dieser Regaltyp eher für Mittel- und Langsamdreher geeignet. 

Lange Zugriffszeiten - wirklich?

Im Gegensatz zur landläufigen Meinung, dass verschiebbare Regalanlagen mit langen Zugriffszeiten verknüpft sind, erweisen sich neuere Systeme mit Staplerleitsystemen als völlig nachteilsfrei und zu anderen Lösungen als ebenbürtig. Verschieberegalanlagen lassen sich zudem automatisieren bzw. teilautomatisieren (1). Beispiele sind Regalanlagen mit Fahrerlosen Transportsystemen (FTS) oder auch mit lasernavigierten Schmalgangstaplern. Diese werden durch ein Verkehrsmanagementsystem, Warehouse Management System (WMS) bzw. einen Materialflussrechner gesteuert. Durch die Kommunikation von Verschieberegalanlage und FTS werden die Wartezeiten (Zugriffszeiten) minimiert. Während sich ein FTS der Zielgasse nähert, wird diese bereits zur Öffnung veranlasst. Wenn das System professionell ausgelegt und realisiert wurde, können auch gegenüber Schmalganglagern höhere Umschlagsleistungen erzielt werden.

Hohe Investitionen und Wartungskosten

Die verhältnismäßig hohe Anfangsinvestition amortisiert sich recht schnell, wenn der Platzgewinn bzw. Lagerraumgewinn mit in die Rechnung einbezogen wird. Dieser Raumgewinn steht nun entweder zur Lagerung oder auch für andere Zwecke wie z. B. der Produktion zur Verfügung. Eventuell wurde durch die Anschaffung der Verschieberegalanlage der Neubau einer neuen Lagerhalle bzw. Produktionshalle umgangen. Vor allem bei automatisierten Verschieberegalanlagen lassen sich die Betriebskosten senken. Einerseits wird durch die kompakte Raumnutzung der benötigte Raum minimiert und anderseits erlaubt die Automatisierung der Anlage einen Mehrschichtbetrieb und damit eine sehr hohe Auslastung. Allerdings können die Wartungskosten einer Verschieberegalanlage recht groß ausfallen. 

Aufwändige Sicherheitseinrichtungen

Besonders bei elektrisch angetriebenen Verschieberegalen werden Bewegungsmelder (Lichtschranken) mit Staplererkennung, optische Warnsignale, Freigabeschalter und weitere Sicherheitsvorrichtungen benötigt. Dadurch soll verhindert werden, dass sich ein Mitarbeiter in einer Regalreihe befindet und im schlimmsten Fall beim Schließen verletzt wird (2). Es ist darüber hinaus Pflicht, die Lagerarbeiter und auch das Reinigungspersonal über die Funktion und Gefahren, die durch die verschiebbare Regalanlage entstehen, zu schulen. Auch die richtige Reinigung der Führungsschienen und Wartung der Anlage (3) muss unbedingt vermittelt werden. Durch eine Automatisierung der Anlage z. B. mit FTS steigt natürlich die Betriebssicherheit. 

Literatur 

Irrgang Reinhard, Verschieberegale, Intralogistik „auf Schienen“, MM Logistik, Vogel Communications Group, Link 

Praetorius Christian, Verschieberegale – Raumwunder im Betrieb, betriebseinrichtung.net, Link 

1 Schweikl Tobias, Teilautomatisierung: Vorhandenes Verschieberegal mit neuem FTS kombiniert, Logistra Magazin, Huss Verlag, Link 

2 DGUV Information 208-043, Sicherheit von Regalen, Link 

3 BITO Fachwissen, Vorschriften zur Lagereinrichtung, Link 

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