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    Die richtige Lagertechnik für den Lebensmittel-Großhandel

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Brancheninfos

Die Lebensmittelindustrie bestehend aus Lebensmittelherstellern, Einzel- und Großhändlern, Gastronomie, u. a. ist in den letzten Jahren einem starken Wandel unterworfen. Der Einfluss der Digitalisierung und Industrie 4.0 führte und führt zur Veränderung der Geschäftsmodelle und zum Entstehen des Lebensmittel-Online-Handels sowie von Home-Delivery-Services. Diese Modelle verändern sowohl den Großhandel als auch den Einzelhandel mit Lebensmitteln und zudem auch die Lebensmittellogistik. Neben den traditionellen Einflussfaktoren wie u. a. einer wachsende Sortimentsbreite, volatiles Nachfrageverhalten, knappe Logistik- und Verkaufsflächen sowie einem zunehmenden Urbanisierungsgrad ist laut der Studie der TU Berlin "Zukunfttrends der Lebensmittellogistik" zudem eine Veränderung im Konsumverhalten der Kunden zu beobachten.

Der Großhandel ist laut "Handelsreport Lebensmittel 2018" in erheblichem Umfang in die Wertschöpfungskette Lebensmittel eingeschaltet, der mit einem Umsatzvolumen von 248,9 Milliarden Euro in 2017, das Lebensmitteleinzelhandels (LEH)-Volumen mit 158,3 Milliarden Euro übersteigt. Die Ernährungsindustrie verfügt über zahlreiche Alternativen zum Verkauf ihrer Produkte außerhalb des LEH. Dies sind z. B. der Facheinzelhandel, Convenienceverkaufsformen, der ambulante Einzelhandel und Direktverkäufe sowie das GV-Zustellgeschäft (inkl. Hotel, Gastronomie, Catering) sowie die industriellen Weiterverarbeiter und der Export. In der Summe sind die alternativen Absatzwege bedeutender als der LEH.

E-Commerce im Lebensmittelgroßhandel

Immer mehr Großhändler für Lebensmittel betreiben ihren eigenen Online-Shop für Großhandels-Kunden aber auch Privat-Kunden und sind hier häufig gegenüber Einzelhändlern wie Supermärkten und Drogerieketten im Vorteil, da sie bereits Erfahrung in der zeitnahen Belieferung von Gastronomie, Tankstellen und Kiosken gesammelt haben. Experten sind sich einig: Der Online-Handel mit Lebensmitteln ist zukunftsträchtig, sobald das Thema Zustellung auf der "letzten Meile" gelöst wird. Derzeit laufen Modelle mit Pick-Up-Stationen oder z. T. auch Same-Day-Delivery in Ballungszentren. Im Sortiment sind dabei alle Lebensmittel des täglichen Bedarfs wie Fleisch, Gemüse, frisches Obst, Tee, nicht-alkoholische und alkoholische Getränke, Kaffee, Feinkost sowie Bio-Produkte. Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass die Kühlkette bei empfindlichen Lebensmitteln nicht unterbrochen wird. Ob ein Onlineshop profitabel operieren kann oder nicht, entscheidet sich meistens im Lager. Denn häufig liegen die Picking-Kosten sehr hoch (rund 70 Cent pro Artikel). Daher gilt, nur wer seine Prozesse auf höchstmögliche Effizienz trimmt, kann mit dem Online-Versand von Lebensmitteln auf absehbare Zeit schwarze Zahlen schreiben. Ein Beispiel ist der erfolgreiche britische Online-Supermarkt Ocado. Mithilfe optimaler Software und Technik wie beispielsweise Robotern, die die Ware zum Picker bringen, lassen sich Bestellungen in weniger als fünf Minuten zusammenstellen und die Kosten pro Order drastisch senken.

Trends im Lebensmittel-Großhandel

    • Verändertes Konsumverhalten der Kunden, das natürlich auch den Lebensmittelgroßhandel beeinflusst. Bsp: breiteres Getränkesortiment wie Craft-Biere, Zunahme von verzehrfertig aufbereiteten Produkten und regionalen Produkten, New Flavoring, etc.
    • Wachsende Sortimentsbreite, volatiles Nachfrageverhalten, knappe Logistik- und Verkaufsflächen, zunehmender Urbanisierungsgrad
    • Neue Geschäftsmodelle auch für Großhändler, Online-Handel auch direkt für Privat-Abnehmer
    • Neue Belieferungsmodelle: Abholboxen, Same-Day-Delivery
    • Separate Lager für die Auftragsabwicklung von Online-Käufern, B2B- und B2C-Einkäufern
    • Da immer mehr Single-Haushalte existieren, wächst der Markt für Tiefkühlprodukte sehr schnell. Daher werden immer mehr energieintensive Frische- und Tiefkühllager benötigt. Es besteht damit Bedarf an energieeffizienter Lagertechnik sowie guter Planung und Bauausführung.
    • Steigende Anforderungen an Kommissionierung und Distribution (Kapazität & Effizienz)
    • Erhöhte Anforderungen an die Lagerverwaltung, um die Waren zur richtigen Zeit am richtigen Ort bereitzustellen (z. B. Abholboxen)

Anforderungen an die Logistik

Noch nie war es so wichtig wie heute, dass die logistischen Prozesse entlang der gesamten Supply-Chain extrem effizient gestaltet sind. Im Lebensmittelhandel ist nicht nur das Einhalten von Kühlketten und Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) unablässig, sondern auch schnelle Reaktionszeiten auf Bestellungen durch den Einzelhandel, Gastronomie oder Privat-Kunden. Besonders in der Tiefkühllebensmittelbranche herrscht aufgrund hoher Energiekosten ein hoher Preisdruck auf die Artikel. Die Lager- und Kommissioniertechnik muss kältbeständig sein und zudem soll die höchstmögliche Ausnutzung des Lagervolumens gewährleistet sein. Generell erhöht die enorme Produktvielfalt bei geichzeitig permanenter Warenverfügbarkeit die Komplexität der Lagerung und Kommissionierung. Der Großhandel von Lebensmittel zeichnet sich vor allem durch einen komplexen und breitgefächerten Kundenstamm aus. Täglich wird eine Vielzahl an Aufträgen mit unterschiedlichen Artikelpositionen an viele verschiedene Kunden abgewickelt, was ein leistungsstarkes Lagerverwaltungssystem benötigt.

Im zunehmenden Online-Handel von Nahrungsmitteln werden weiterhin nicht nur logistische Lösungen für die "letzte Meile" gesucht und in der Praxis getestet. Darüber hinaus steht auch die Intralogistik vor großen Herausforderungen, damit Kunden möglichst noch am gleichen Tag mit frischen Produkten beliefert werden können. Dabei wird die Ware für den E-Commerce bei Einzel- und Großhändlern aus Kosteneffizienz-Gründen meist in Speziallagern separat kommissioniert, da in einem speziell ausgerichteten Lager ein sehr viel größerer Bestand effizienter gelagert und kommissioniert werden kann. Ab einer bestimmten kritischen Masse können die Logistikkosten gegenüber einem filialbasierten Ansatz drastisch gesenkt werden, wenn alle Prozesse effizient gestaltet wurden.

Eine kompakte Lagerung von Lebensmitteln in verschiedenen Temperaturbereichen ist natürlich auch im E-Commerce essentiell. Auch hier eignen sich besonders Durchlaufregalanlagen für Stückgut und Paletten, damit der Wareneingang- und -ausgang sauber von einander getrennt wird und zudem die Durchlaufgeschwindigkeit gesteigert werden kann. Für ultrafrische Lebensmittel wie beispielsweise Salate von regionalen Lieferanten, die am Tag der Anlieferung das Lager auch wieder verlassen, lohnt sich die physische Einlagerung normalerweise nicht. Besser ist es, diese Waren in einem eigenen Kommissionierbereich zwischenzulagern und bei der Bestellabwicklung über Cross-Docking mit anderen Produkten aus dem Lager direkt zu verheiraten.

Weiterhin sollten B2B- und B2C-Lager getrennt werden, da im B2B-Bereich meist Paletten oder größere Lagereinheiten mit Gabelstaplern gehandelt werden. Dagegen werden im B2C-Bereich eher kleine Mengen durch Picker mit Kommissionierwagen gehandelt. Wer beide Zielgruppen aus einem Lager bedienen will, macht sich das Leben unnötig schwer.

Unter dem Strich kann man sagen: Wer online mit Lebensmitteln handelt, muss sich viele Gedanken über die Logistik und die Gestaltung und Optimierung seiner Prozesse machen.

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