Warum sollten Sie Lagerbestände minimieren?

Ein optimierter Lagerbestand führt zu geringerer Kapitalbindung und höherer Liquidität. Durch gezieltes Bestandsmanagement können überflüssige Miet-, Betriebs-, Instandhaltungs- und Personalkosten eingespart werden.

Viele Unternehmen halten zu hohe Lagerbestände für einzelne Artikel vor. Dazu gehören beispielsweise Waren, die nicht oder nicht ausreichend verkauft wurden, nur saisonal verkaufte Produkte und Artikel bei denen ein zu großer Sicherheitsbestand vorgehalten wird. Viele Firmen haben Angst nicht lieferfähig zu sein. Das führt allerdings dazu, dass zu viel Kapital im Lager gebunden wird, die Lagerkosten zu hoch sind und die Liquidität des Unternehmens sinkt.

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Lagerbestands-Management lohnt sich

Lagerbestands-Management hängt sehr eng mit dem Sortiments- und Portfolio-Management zusammen. In jedem Sortiment gibt es "Renner" und "Penner" oder an der Umschlagshäufigkeit gemessen Schnell-, Langsam- und Mitteldreher. Zudem durchlaufen die einzelnen Produkte im Portfolio Phasen im Produktlebenszyklus. Sie wandeln sich von Question Marks eventuell zu Stars dann zu Cash Cows und Poor Dogs. Es ist extrem wichtig zu wissen, an welcher Stelle sich der einzelne Artikel in seinem Produktzyklus befindet. Jeder Betrieb ist auch daran interessiert, möglichst viele Renner, eine gesunde Anzahl von Mitteldrehern aber so gut wie keine Penner im Sortiment bzw. im Lager zu haben. Um die Liquidität zu steigern und die Lagerkosten zu senken, lohnt es sich daher eine ABC- (Umsatz) und XYZ-Analyse (Umschlagshäufigkeit oder -gleichmäßigkeit) durchzuführen und das Sortiment bzw. das Lager konsequent zu bereinigen.

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Logistikoptimierungen

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Was definiert einem optimalen Lagerbestand?

Die Lagerbestands-Optimierung ist eine Methode, um die Beschränkungen oder Ziele des Kapitalinvestments mit den Zielen des Servicelevels über ein breites Sortiment von
Artikelpositionen (SKUs) unter Berücksichtigung von Nachfrage und Angebotsschwankungen auszubalancieren. Die grundlegenden Ziele des Bestandsmanagements sind die Minimierung von Bestandskosten und die damit verbundene verringerte Kapitalbindung sowie die gezielte Versorgung der Abteilungen und der Kunden mit dem benötigten Material unter Vermeidung von Fehlmengenkosten im Zuge von Produktionsausfall oder -verspätung und der Gewährleistung einer fristgerechten Lieferfähigkeit (1). Ein optimaler Lagerbestand muss also all diese Voraussetzungen erfüllen.

Lagerbestände sinnvoll optimieren

Gerade in KMU sind sich die Belegschaft und das Management häufig nicht über die genauen Lagerbestände bewusst. Es sammeln sich Lagerbestände (Rohstoffe, Materialien, Fertigwaren) an, die unnötig Kapital binden und Geld kosten. Mit Verschlankungsmaßnahmen können Raum- bzw. Mietkosten für Lagerplatz eingespart werden. Zu diesen kommen dann überflüssige Betriebs-, Instandhaltungs- und Personalkosten, Ein schlankes Lager führt zur Steigerung der Liquidität. Mit dem freiwerdenden Kapital können Kredite getilgt oder Investitionen getätigt werden.

  1. Zunächst sollten Sie eine Inventur der Lagerbestände veranlassen oder die Daten der letzten Inventur nutzen, falls diese noch nicht lange zurückliegt.
  2. Bewerten Sie danach die Einkaufsteile, Fertig- und Halbfertigwaren nach Preisen (Einkaufspreise/ Selbstkosten). Ziehen Sie zur Beurteilung Ihrer Lagerbestände Lager-Kennzahlen wie den durchschnittlichen Lagerbestand, Bestandswert, die durchschnittliche Lagerdauer, die Lagerumschlagshäufigkeit, die Lagerreichweite und den Lagerzinssatz heran. Die Definitionen der Kennzahlen finden Sie in jedem guten Lehrbuch oder auch Online.
  3. Befreien Sie Ihren Lagerbestand von Ladenhütern (Verwertung, Lieferantengutschrift, Sonderabschreibung und Verschrottung)
  4. Optimieren Sie die übriggebliebenen Bestände. Bei Materialien und Waren mit hohem Bestandswert lohnt sich die Optimierung am meisten, da schon geringfügig höhere Bestände zu einer schnellen Erhöhung der Kapitalbindung führen. Ein optimaler Lagerbestand wird mit der ABC-XYZ-Analyse (Segmentieren der Lagerbestände), durch Anpassen des Bestellverhaltens (optimale Bestellmenge und Zeit) und durch Höchstmengen für wertvolle Teile erreicht. Der optimale Lagerbestand ist die wirtschaftliche Lagerbestandsgröße, die bei vorgegebenem Lieferbereitschafts-Grad zu minimalen relevanten Gesamtkosten (bestehend aus Lagerkosten plus Beschaffungskosten) führt.
  5. Für Teile mit hohem Bestandswert sollten Sie eine bedarfsgerechte optimale Lieferung einführen (verwendungsnahe Anlieferung).
  6. Für Beschaffungsteile sollten Sie kontinuierlich nach verbesserten bzw. optimalen Konditionen bei den Lieferanten Ausschau halten.
  7. Halten Sie Ihre Lagerbestände und Liquidität ständig im Auge - am besten mit einer passenden Liquiditätsplanungs-Software und einem ERP-System.

Brauchen Sie überhaupt ein Lager?

Das hängt natürlich von dem einzelnen Geschäftsmodell und der Bereitschaft sich von anderen Unternehmen abhängig zu machen ab. Es existieren aber Möglichkeiten, um selbst keinen oder kaum Bestand vorzuhalten. Dazu gehören die Just-in-Time-Anlieferung, Dropshipping-Lösungen aber auch Fertigungsprinzipien wie "Make to Order (MTO)". Bei der Just-in-Time-Anlieferung wird das Material bzw. Halbfertigprodukt für die Produktion genau zum Zeitpunkt des Bedarfs angeliefert (s. a. Toyota Production System, TPS). Aber auch Händler wie z. B. Computer-Händler bestellen immer mehr auftragsbezogen (Just-in-Time-Bestellung). Kaum einer belastet sich noch mit großen, teuren Lagern. Selbst Distributoren haben in der Regel nur wenige gutgehende Produkte in kleineren Mengen vorrätig. Beim Dropshipping von Produkten kann man gänzlich auf Lager verzichten, da einzelne Lieferanten bzw. die Hersteller die Lieferung und evtl. auch Produktion der Waren übernehmen. Beim MTO ist der Kundenauftrag der Auslöser für die Produktion. Es werden häufig genutzte Materialien und Komponenten gelagert, die Weiterverarbeitung zu höherwertigen Waren erfolgt jedoch erst nach dem Auftrag eines Kunden. MTO wird i.d.R. als Einzel- oder Kleinserienfertigung organisiert. Die Lagerbestände sind relativ gering, was dazu führt, dass die Erfüllung von Kundenwünschen oftmals mit höheren Lieferzeiten verbunden ist. Aus dem Sortiment werden nur noch Renner bzw. Schnelldreher im Lager bevorratet. Alle übrigen Artikel werden erst bei vorliegender Vorplanung bzw. Kundenauftrag gefertigt. Zur Sicherheit muss ein Bestands-Risikomanagement eingeführt werden.

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Literatur

1 W./ Heusler, K. F./ Karrer, M.: Erfolgsfaktor Bestandsmanagement, Konzept – Anwendung – Perspektiven, Versus Verlag, 1. Auflage (Zürich 2004)

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