Wirtschaftlichkeitsberechnung von Kunststoff-Mehrwegbehältern

Kunststoff-Mehrwegbehälter amortisieren sich u.a. aufgrund eines geringen Anschaffungspreises und einer langen Lebensdauer relativ schnell gegenüber Kartonagen. Der Nachweis erfolgt über eine Kostenvergleichs- und Amortisationsrechnung.

Für den Einsatz von Mehrwegbehältern ist es wichtig, eine Wirtschaftlichkeitsanalyse durchzuführen. Meist sollen durch die Mehrwegbehälter Einwegbehälter bzw. Kartonagen ersetzt werden. Durch eine Wirtschaftlichkeitsanalyse (1) bzw. Wirtschaftlichkeitsberechnung (2) kann herausgefunden werden, wie wirtschaftlich Mehrwegbehälter gegenüber Kartonagen sind. Insbesondere soll berechnet werden, nach welchem Zeitraum sich eine Investition in Mehrwegbehälter amortisiert. 

Was genau ist eine Wirtschaftlichkeitsanalyse bzw. -berechnung?

Generell soll durch eine Wirtschaftlichkeitsanalyse die Wirtschaftlichkeit eines Projektes bzw. eines Produktes ermittelt werden. Damit ein Projekt oder Produkt wirtschaftlich ist, muss es drei Voraussetzungen erfüllen. Es soll zunächst einmal einen Mehrwert bieten bzw. gebraucht werden. Darüber hinaus muss es einfach und praktisch sein sowie sich wirtschaftlich rentieren (1). Ob sich eine Investition in das entsprechende Projekt oder Produkt lohnt wird mit einer Amortisationsrechnung, Investitionsrechnung oder Kostenvergleichsrechnung bestimmt. Natürlich muss genau festgelegt werden, wie genau das Produkt bzw. das Projekt bewertet werden soll. 

Die einfachste Definition einer Wirtschaftlichkeitsberechnung (2) ergibt sich aus dem Quotienten von Ertrag und Aufwand. Der Ertrag kann auch als Output und der Aufwand als Input bezeichnet werden. Beispielsweise kann auch durch die Senkung des Inputs bei gleichem Output eine bessere Wirtschaftlichkeit erreicht werden. Bei der Wirtschaftlichkeitsrechnung werden statische und dynamische Verfahren angewendet. Statische Verfahren sind z. B. Kostenvergleichs- und Amortisationsberechnung. Dynamische Verfahren sind die Kapitalwert- und Anuitätsberechnung. Bei der Kostenvergleichs- bzw. Gewinnvergleichsrechnung werden die Kosten verglichen, die bei unterschiedlichen Investitionen anfallen würden. Es soll die Investition ermittelt werden, die die geringsten Kosten verursacht. Bei der Gewinnvergleichsrechnung werden die zu erwartenden Gewinne von alternativen Investitionen in unterschiedliche Lösungen berechnet. Mit der Amortisationsberechnung wird berechnet, wie lange es dauert, bis die Gewinnschwelle erreicht wird (Break Even) und die Investition getilgt ist. 

Eine Berechnung der Wirtschaftlichkeit von Projekten und Produkten eines Unternehmens ist für dessen Überleben und Konkurrenzfähigkeit von entscheidender Bedeutung. Daher sollte kein Betrieb darauf verzichten. 

Vorgehen für die Berechnung der Wirtschaftlichkeit von Kunststoff-Mehrwegbehältern

Im folgenden Beispiel wird die Amortisations- und Kostenvergleichsrechnung auf Kunststoff-Mehrwegbehälter gegenüber Einwegkartonagen angewendet. 

Ein Unternehmen steht vor der Entscheidung Kunststoff-Mehrwegbehälter oder Einwegkartonagen für den Transport seiner Produkte von A nach B einzusetzen. Um eine Kostenvergleichs- bzw. Amortisationsrechnung durchführen zu können, müssen wichtige Eckdaten bekannt sein.

Eckdaten:

  Kartonagen Mehrwegboxen mit Deckel
Transportkosten pro Palette 50 Eu 50 Eu
Transportkosten pro Leerpalette 50 Eu 50 Eu
Anzahl gefüllter Behälter die auf einer Palette transportiert werden können 16 24
Anzahl leerer Behälter die auf einer Palette transportiert werden können (gefaltet oder genestet) 350 68
Transportkosten je befüllter Box 50 Eu/16= 3,13 Eu 50 Eu/24= 2,08 Eu
Arbeitstage pro Jahr 220 220
Dauer eines Transportzykluses / 28
Mögliche Transportzyklen pro Box 1 200
Preis eines Behälters 0,66 Eu 16 Eu
Kosten pro Zyklus 0,66 Eu 16 Eu/200= 0,08 Eu
Kosten für die Rückholung einer Box 0 Eu 0,74 Eu
Anzahl der Verladungen pro Tag 500 500
Anzahl der Verladungen pro Jahr 500 x 220 (Tage) = 110000 11000
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Checkliste: Wichtige Faktoren bei der Wirtschaftlichkeitsberechnung von Mehrwegbehältern

Unsere Checkliste „Wirtschaftlichkeitsberechnung von Mehrwegbehältern“ zeigt Ihnen, welche Faktoren bei der Berechnung berücksichtigt werden müssen.

Hier fallen schon ganz klar die Vorteile der Mehrwegboxen auf. Kunststoff-Mehrwegbehälter sind zwar teurer in der Anschaffung, können aber für 200 Transportzyklen (Kartonagen nur einmal) genutzt werden. D. h. bei 16 Eu Anschaffungspreis und 200 Transportzyklen für den Mehrwegbehälter fallen pro Zyklus nur 0,08 Eu an. Bei der Einweg-Kartonage fällt der gesamte Anschaffungspreis von 0,66 Eu pro Zyklus an. Abgesehen davon, sind Mehrwegbehälter natürlich nachhaltiger und umweltfreundlicher als Kartonagen. 

Da die Kunststoff-Mehrwegbehälter stabiler und stapelbar (mit Deckel) sind, können mehr gefüllte Behälter (24 gegenüber 16) auf einer Palette transportiert werden. Daher liegen die Transportkosten pro Mehrwegbehälter niedriger (2,08 gegenüber 3,13 Eu bei den Kartonagen). Natürlich müssen Einweg-Kartonagen nicht zurückgeholt werden. Hier fallen 0,74 Eu pro Mehrwegbehälter an.

Weitere Kosten:

  Kartonagen Mehrwegboxen mit Deckel
Anzahl der Boxen die gekauft werden müssen 110000 pro Jahr 14000 einmalig
Investitionskosten in 5 Jahren 110000 x 5 x 0,66 Eu= 363000 Eu 14000 x 16 Eu= 224000 Eu
Verlust von Behältern durch Diebstahl, etc. 0 5 Prozent oder 700 700 x 16 Eu= 11200 Eu
Transportschäden 5000 Eu 1000 Eu
Lagerung    
Anzahl gebundener Palettenplätze bei der Lagerung 31 7
Kosten für einen Palettenplatz 30 Eu 30 Eu
Anzahl von Paletten mit gefüllten Boxen pro Tag 31,3 20,8
Beschaffung    
Bestellkosten für Boxen/ Jahr 5 x 150 Eu= 750 Eu 1 x 150 Eu= 150 Eu (Nachbestellung von Verlustboxen)
Kosten/ Erlös für Abfallbeseitigung oder Recycling 0,01 Eu pro Kartonage Kosten -0,10 Eu (Erlös pro Box)
Kosten für Verplombung 0 Eu 8800 Eu
Kosten für den Zusammenbau/ Jahr 110000 Verladungen x 0,25 Eu= 27500 Eu 0 Eu

Bei den Investitionskosten in 5 Jahren liegen die Kunststoff-Mehrwegboxen mit 224000 Eu gegenüber 363000 Eu bei den Kartonagen ebenso viel günstiger. Allerdings gehen rund fünf Prozent der Mehrwegboxen z. B. durch Diebstahl verloren, wodurch zusätzliche Neubeschaffungskosten von 11200 Eu entstehen. Da Kartonagen leicht beschädigt werden können, entstehen hier 5000 Eu Kosten durch Transportschäden. Bei den Mehrwegboxen sind das nur 1000 Eu. Zudem müssen noch einige weitere Posten wie beispielsweise die Aufwendungen für gebundene Palettenplätze, Bestellkosten für Boxen, Kosten für den Zusammenbau von Kartonagen und Verblombung von Mehrwegboxen sowie die Kosten für die Abfallbeseitigung von Einwegbehältern bzw. den Erlös durch das Recycling von Mehrwegboxen berücksichtigt werden. 

Wann amortisieren sich Mehrwegboxen?

Schließlich werden alle Kosten pro Jahr in der Wirtschaftlichkeitsberechnung bzw. Amortisationsrechnung zusammengeführt. Daraus werden dann die Einsparungen durch die Einführung von Mehrwegbehältern für den Transport von Gütern pro Jahr ersichtlich, was die Berechnung der Amortisationsdauer erlaubt. Dies zeigt die bessere Wirtschaftlichkeit von (stapelbaren) Kunststoff-Mehrwegboxen mit Deckel ganz deutlich. 

Amortisationsrechnung:

Kosten pro Zyklus Kartonagen Mehrwegboxen mit Deckel
Umpackungskosten (wenn kein Pick & Pack) 0,063 Eu 0 Eu
Kosten für Box 0,66 Eu 0,08 Eu
Plomben/ Verpackungsmaterialien 0,05 Eu 0,04 Eu
Prozesskosten für den Zusammenbau 0,25 Eu 0 Eu
Transportkosten zum Kunden 3,13 Eu 2,08 Eu
Transportkosten für Rückholung 0 Eu 0,74 Eu
Verlust von Behältern 0 Eu 0,004 Eu
Transportschäden 0,045 Eu 0,009 Eu
Beschaffungskosten 0,007 Eu 0,001 Eu
Kosten für Abfallbeseitigung  0,010 Eu 0 Eu (hier entsteht sogar ein Erlös, der allerdings in der Rechnung nicht berücksichtigt wurde)
Ladungssicherungskosten der Palette pro Behälter 0,125 Eu 0,021Eu
Lagerkosten 0,009 Eu 0,002 Eu
     
Kosten pro Zyklus 4,343 Eu 2,976 Eu
     
Kosten pro Jahr 110000 Verladungen x 4,343 Eu= 477730 Eu 220 Tage/28 Tage x 14000 Boxen x 2,976 Eu= 327360 Eu
Einsparung pro Jahr   150370 Eu
Amortisationsdauer   224000 Eu (Investitionskosten)/ 150370 Eu (Einsparung pro Jahr) = 1,49 Jahre rund 1,5 Jahre

Nachdem die jeweiligen Kosten pro Zyklus für den Einwegbehälter als auch für die Mehrwegebox berechnet wurden, können die Kosten pro Jahr ermittelt werden. Bei 220 Arbeitstagen und einer Zyklusdauer von 28 Tagen schafft eine Kunststoff-Box ungefähr 7,86 Zyklen pro Arbeitsjahr. Bei 14000 Boxen und Zykluskosten von 2,976 Eu entstehen Kosten von 327360 Eu pro Jahr. Subtrahiert man diese Kosten von den Kosten pro Jahr für die Einwegboxen (477730 Eu), erhält man eine Einsparung pro Jahr durch den Einsatz von Mehrwegboxen von 150370 Eu. Teilt man die Investitionskosten (Input) durch die Einsparung pro Jahr (Output) erhält man eine Amortisationsdauer von rund 1,5 Jahren. 

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Checkliste: Wichtige Faktoren bei der Wirtschaftlichkeitsberechnung von Mehrwegbehältern

Unsere Checkliste „Wirtschaftlichkeitsberechnung von Mehrwegbehältern“ zeigt Ihnen, welche Faktoren bei der Berechnung berücksichtigt werden müssen.

Literatur:

1 Wolter Daniel, Was ist eine Wirtschaftlichkeitsanalyse?, September 2021, HubSpot, Inc., Link 

2 Wirtschaftlichkeitsberechnung, IPH - Institut für Integrierte Produktion Hannover, IPH gGmbH, Link 

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