Wie finde ich das passende Flurförderzeug für meinen Lagerprozess?

Die Auswahl des geeigneten Flurförderzeugs hat einen großen Einfluss auf die Effizienz des Lagerbetriebs. Sie werden in hebende und nicht-hebende Geräte sowie Kommissionierfahrzeuge unterschieden.

Flurförderzeuge werden in vielen Bereichen des Lagers beispielsweise für die Ein- und Auslagerung, den Transport von A nach B und in der Kommissionierung eingesetzt. Wie der Name schon vermuten lässt, handelt es sich dabei um flurgebundene Fördermittel und nicht um flurfreie Fördermittel wie z. B. Hängebahnen. Zudem gehören Flurförderzeuge im Gegensatz zu den Stetigförderern wie Fließbänder zu den Unstetigförderern. Es gibt viele unterschiedliche Arten von Flurförderfahrzeugen wie beispielsweise Nieder- und Hochhubwagen, spezielle Kommissionierfahrzeuge, Routenzüge, Fahrerlose Transportsysteme (FTS) und viele verschiedene auf den Einsatz abgestimmte Arten von Gabelstaplern. Sie lassen sich wiederum in hebende und nicht-hebende Geräte für den horizontalen Transport und Kommissionierstapler unterscheiden. Weiterhin unterscheiden sie sich durch ihre Antriebsart - also elektrisch, hybrid oder mit Verbrennungsmotor ausgestattet - und durch ihre Antriebsart sowie Bereifung. Die passende Auswahl des Flurförderzeugs ist u. a. entscheidend für die Effizienz eines Lagers (1).

Einteilung nach dem VDI

Der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) teilt die Flurförderzeuge in sieben Gruppen nach VDI-Richtlinie 3586 ein: handbetriebene Geräte (z. B. manuelle Niederhubwagen), Benzin und Treibgasgeräte, wie Gabelstapler, Dieselfahrzeuge für den Außenbereich, ElektroGeh-Geräte, Elektro-Stand-Geräte, Elektro-Fahrersitz-Geräte und Kommissioniergeräte. Jeder Gruppe ist ein Kurzzeichen zugeordnet, z. B. EFM für „Elektro-FahrersitzSchubmaststapler“. Gabelstapler mit Fahrersitz werden zudem nach der Deutschen Industrienorm DIN 15140 in weitere Gruppen eingeteilt: Frontgabelstapler, Schubmaststapler, Vierwege-Gabelstapler und Quergabelstapler.

Nicht-hebende Flurförderfahrzeuge für den Transport

Hubwagen und Palettenwagen werden zu den nicht-hebenden Flurförderfahrzeugen gezählt. Sie sind preisgünstig und werden bei vielen Arbeiten im Lager wie dem Transport von Paletten, Gitterboxen und Gegenständen auf geringen Distanzen und zur Be- und Entladung von Lieferfahrzeugen und Lkw eingesetzt. Es existieren manuelle Varianten und elektronische Varianten. Bei manuellen Paletten- und Hubwagen zieht oder schiebt der Bediener den Wagen, während er bei elektronisch gesteuerten Wagen auf dem Flurförderfahrzeug mitfährt. Auch wenn der Name so klingt, können mit normalen Hubwagen Gegenstände nicht wirklich hochgehoben werden. Sie heben sie nur leicht an, um sie dann horizontal zu transportieren. Allerdings sind auch spezielle Hochhubwagen im Angebot.

Hebende Flurförderzeuge

Bei den Gabelstaplern existieren - wie gesagt - viele Varianten wie Schmalgangstapler bzw. Hochregalstapler, Schubmaststapler, Vierwege- und Mehrwegestapler, Gegengewichtsstapler, Dreiradstapler sowie Spezialfahrzeuge wie Reach-Stacker zum Stapeln und Umschlagen von Containern. Gegengewichtsstapler handeln die Last freitragend. Das daraus resultierende Moment um die Vorderachse, muss via Gegengewicht kompensiert werden. Die Gegengewichtsstapler werden in Frontstapler, Querstapler, Containerstapler und Reach-Stacker eingeteilt. Diese Flurförderfahrzeuge gelten als die am universellsten einsetzbaren Geräte für den Transport, die Ein- und Auslagerung sowie den Warenumschlag. Daher existieren auch viele verschiedene Ausführungen als Front- und Querstapler, als Dreirad- und Vierradvariante, batteriebetrieben, Verbrenner und Hybrid, mit unterschiedlichen Tragfähigkeiten sowie Abmessungen und Hubhöhen. Dreirad-Versionen der Flurförderzeuge sind wesentlich manövrierfähiger. Schubmaststapler (2) können Lasten in große Höhen befördern und ein- bzw. auslagern, da sie ihren Mast in Richtung des Flurförderzeug-Schwerpunktes verlagern können. So entsteht fast kein Moment um den Schwerpunkt. Wesentlich geringere Gegengewichte sind notwendig und eine kürzere Bauform ist daher möglich. Sie werden dort eingesetzt, wo auf engem Raum gearbeitet wird und die Ware in großen Höhen ein- und ausgelagert werden muss (Hochregallagern bis 18 m, Schmalganglagern für Paletten). Die maximale Tragfähigkeit liegt bei 6 Tonnen, wobei diese bei angehobener Last in großer Höhe wesentlich geringer ist. Diese Flurförderzeuge sind als Mitgehgeräte sowie mit Fahrerstand oder Fahrersitz erhältlich. Generell unterscheiden sie sich durch die erzielbare Hubhöhe und Tragfähigkeit. Schmalgang- und Hochregalstapler existieren als Man-Up- und Man-Down-Varianten. Bei der Man-Up-Version fährt die gesamte Fahrerkabine am Hubgerüst bis auf die Lastebene. Das Lastaufnahmemittel lässt sich schwenken, sodass Ware von beiden Gangseiten ein- und ausgelagert werden kann. Die konstruktionsbedingten Limitierungen werden mit immer komplexerer Technik umgangen. Z. B. werden bei großen Höhen auftretende Mastschwingungen mittels komplizierter Elektronik gedämpft. Dadurch kann die Ein- und Auslagerungsgeschwindigkeit stark erhöht werden.

Kommissionierfahrzeuge

Diese Flurförderfahrzeuge (3) wurden direkt für die Auftragszusammenstellung entwickelt. Entscheidend ist, dass sie auf einer Seite die Bedienung des Flurförderfahrzeugs ermöglichen und auf der anderen Seite den Zugriff auf die Ware. Einfache Ausführungen beginnen als (Nieder-)Hubwagen mit Fahrerplattform mit dessen Hilfe ein Lagerarbeiter seine Aufträge auf den unteren Regalebenen kommissionieren kann. Dabei lässt sich die Gabel bis zu einem Meter anheben. Es existieren auch Mittelhub- und HochhubKommissionierstapler. Hochhub-Kommissionierstapler sind wiederum die schon beschriebenen Schmalgang- und Hochregalstapler. Auch Routenzüge, Fahrerlose Transportsysteme (FTS) und Kommissionierroboter gehören zu dieser Kategorie.

Bereifung von Flurförderzeugen

Die Bereifung von Flurförderzeugen ist von nicht unwesentlicher Bedeutung. Flurförderzeuge bzw. Gabelstapler können aufgrund der geforderten Standfestigkeit nicht durch Stoßdämpfer, Blattfedern, etc. abgefedert werden. Die Dämpfung erfolgt daher über die Reifen. Wobei hier verschiedene Reifentypen wie Vollgummi-, Luftreifen und Super Elastik-Reifen (SE) zur Verfügung stehen. Die Auswahl hängt von bestimmten Faktoren wie Tragfähigkeit, erlaubte Bodenbelastung und den gewünschten Dämpfungseigenschaften ab. Besonders bei den Gegengewichtsstaplern haben sich SEReifen durchgesetzt, die eine hohe Standfestigkeit und gute Dämpfungseigenschaften besitzen. Laufruhige Vollgummireifen aus Vulkollan mit geringem Abrieb, hoher Tragfähigkeit aber schlechter Dämpfung werden häufig im Lager genutzt. Luftreifen mit einer hohen Tragfähigkeit und guten Dämpfungseigenschaften bieten sich für Stapler im Außeneinsatz an.

Fazit

Die Auswahl des geeigneten Flurförderzeugs hat einen großen Einfluss auf die Effizienz des Lagers- bzw. Lagerbetriebs. Dabei muss u. a. auf die Gangbreite, Lagerhöhe (max. Hubhöhe), Kompatibilität mit der Regalart, geplante Umschlagsmenge, Manövrierfähigkeit des Geräts, die Höhe des Staplers bei eingefahrenem Mast und die Tragfähigkeit geachtet werden. Nicht zuletzt spielt auch die Ergonomie für die Schonung der Mitarbeiter eine große Rolle. Die einzelnen Flurförderzeug-Hersteller helfen hier gerne und stellen umfangreiche Informationen bereit.

Literatur:

1 Fördertechnik, Welches Flurförderzeug ist das Richtige? Arten, Hersteller & Tipps!, MM Logistik, Vogel Communications Group GmbH & Co. KG, Link

2 Schubmaststapler, Staplerberater, Link

3 Kommissionierstapler, Staplerberater, Link

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